Das Igeljahr im Überblick

Das Igeljahr im Überblick

Wenn der Igelmann Ende März aufwacht, will er fressen. Denn vor der Paarungszeit im Mai muss er erst zu Kräften kommen. Die Igeljungen sollten vor dem Winterschlaf auf eigenen Füßen stehen. Denn nur wer entsprechenden Futterspeck hat, überlebt.

Igel-Erwachen im Frühjahr | März – April
Wenn der Igel im Frühling erwacht und kaum Insekten findet, darf zugefüttert werden

Wenn die Außentemperaturen länger um zehn Grad Celsius liegen, wachen Igel aus dem Winterschlaf auf. Die Männchen übrigens ein paar Wochen früher als die Weibchen. Der Aufwachvorgang dauert mehrere Stunden, bei dem der Igel enorm viel Energie verbraucht. Dabei hilft ihm speziell das sogenannte „braune Fett“, das im Schulterbereich eingelagert ist. Beim Erwachen ist die Durchblutung bis zu fünffach erhöht und die Herz- und Atemfrequenz sind stark beschleunigt. Die Muskeln, insbesondere die Beine, zittern stark. Der Igel verliert während des Winterschlafs durchschnittlich dreißig Prozent seines Körpergewichts.

Darum beginnt der abgemagerte Igel sofort mit der Nahrungssuche. Das erste Mal bemerken Sie ihn vielleicht, wenn er sich an einem lauen Aprilabend an den Teller schleicht, den Sie eigentlich für Ihre Katze auf die Garten-Terrasse gestellt haben. Das Stachelkleid des Igels schlottert an den Seiten seines Körpers. Sie dürfen dem abgemagerten Gesellen daher ruhig geeignetes Futter (Katzenfutter vermengt mit Weizenkleie oder Haferflocken) hinstellen, gibt es doch im Frühjahr noch nicht so viele Insekten, Würmer und Schnecken, dass er damit seinen Riesenhunger stillen könnte

Igel-Erwachen im Frühjahr | März Paarungszeit | April – August
Die Paarung ist kurz und heftig. Der werdende Vater macht sich gleich aus dem Staub.

Igel sind Einzelgänger. Doch während der Paarungszeit von Mitte April bis Ende August gehen Igelmännchen auf Partnersuche und legen dabei bis zu fünf Kilometer pro Nacht zurück. Der Paarungstrieb lässt die Männchen oft unvorsichtig werden, vor allem beim Überqueren von Straßen. Hat der Igelmann ein Weibchen gefunden, umwirbt er es heftig. Dabei schnaubt und schnauft, pufft und tuckert er deutlich vernehmbar.

Igel Paarung

Die Igelin wird immer wieder vom Männchen umkreist. Doch häufig genug stößt sie ihn mit ihren Kopfstacheln zurück. Dieses Paarungsspiel, das auch „Igelkarussell“ genannt wird, kann Stunden dauern und muss auch nicht zwangsläufig zum sofortigen Erfolg führen

Nachwuchs bei den Igeln | Juni – September
Igelbabys haben bereits bei der Geburt Stacheln – allerdings weiche und weiße.

Die meisten Igelkinder kommen im August auf die Welt, manche noch im September. Nach einer Tragzeit von rund 35 Tagen wirft die Igelin zwei bis sieben Jungtiere. Die neugeborenen Igel tragen bereits erste weiß gefärbte Stacheln. Augen und Ohren öffnen sich im Alter von zwei Wochen. Gartenbesitzer und Spaziergänger werden die Kleinen frühestens mit drei Wochen sehen, wenn sie im Dunkeln mit der Mutter die ersten Ausflüge unternehmen. Nur in besonders warmen Gegenden, wie zum Beispiel entlang des

Rheins, beobachtet man manchmal schon Anfang Juli, ja sogar im Juni Igelbabys. Einen zweiten Wurf kann man hier nicht völlig ausschließen. Im Allgemeinen bekommen Igel aber nur einmal pro Jahr Nachwuchs. Im September finden die Jungigel noch reichlich Futter; sie können pro Nacht ohne weiteres zehn Gramm zunehmen. Gegen Ende dieses Monats verlassen die Igelkinder ihre Mutter und wandern auf der Suche nach Nahrung in andere Gebiete.

Igelmutter und -kind auf Gartentour

Nahrungssuche bei Jungigeln | Juli – November
Igel probieren zunächst alles, aber nicht alles bekommt ihnen – wie Obst und Gemüse.

Mit sechs Wochen erkunden die Jungigel selbstständig ihre nähere Umgebung und machen sich alleine auf Futtersuche. Die Kleinen kauen auf allem herum, was ihnen vor die Nase kommt, und entdecken auf diese Weise, was genießbar ist. Etwa ab Mitte Oktober nimmt das Angebot an Käfern und Larven schon deutlich ab. Nun können sich die Jungen pro Nacht nur noch wenige Gramm anfuttern.

Winterspeck ansetzen | September – November
Vor dem Winterschlaf müssen Igel sich reichlich Fettpolster zulegen, um zu überleben.

Die mehrjährigen Igel hingegen, vor allem die Männchen, haben schon an wettergeschützten Stellen ihre laubgepolsterten Winternester gebaut. Die Igelin, geschwächt durch die Aufzucht der Kleinen, wird sich vielleicht wieder übers Katzenfutter hermachen. Der ein oder andere Jungigel findet sich ebenfalls dort ein. Auch im November stöbern die Jungigel oft noch nach Essbarem, allerdings mit geringem Erfolg. Ihr Instinkt sagt ihnen, dass sie nur mit einem guten Fettpolster den Winter überleben. Das schützende Nest bauen sie spät und manchmal recht unordentlich – mit ein Grund, warum viele Jungigel in der kalten Jahreszeit sterben.

Nest bauen | Oktober – Dezember
Eine Notwendigkeit, die Jungigel vor dem kalten Winter erst noch lernen müssen.

Wettergeschützt und laubgepolstert bauen die Igel ihre gut isolierenden Winternester. Jungigel fangen manchmal zu spät damit an und arbeiten unordentlich – mit ein Grund, weshalb sie den kalten Winter nicht überleben. Igel lieben Hecken, Sträucher, Laub- und Holzhaufen. An sein Zuhause stellt der Igel wenig Ansprüche: Genügend Futter und Verstecke, sogenannte Tagesnester unter Sträuchern oder in Laubhaufen, sind ihm wichtig. Weil er die oft auf freier Flur nicht mehr findet, sucht er sich Behausungen in Gärten und Parks, Friedhöfen und Grünanlagen.

Winterschlaf | November – März
Igel halten Winterschlaf. Dabei sind ihre Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert.

Nun, da die Jungigel selbstständig sind, können sich die Weibchen um ihren eigenen Winterspeck kümmern. Die Männchen gehen bei normalen Witterungsverhältnissen bereits Anfang November in den Winterschlaf. So machen sie den Igelinnen und den Jungtieren das knapper werdende Futter nicht mehr streitig. Um den Nahrungsmangel in der kalten Jahreszeit zu überbrücken, rollen sich ein paar Wochen später auch alle anderen Igel zu einer Kugel zusammen und beginnen ihren Winterschlaf.

Ihre Körperfunktionen sind während dieser Zeit auf ein Minimum reduziert. So sinkt die Körpertemperatur von 36 Grad auf etwa fünf Grad Celsius, die Herzfrequenz von 180 bis 250 Schlägen pro Minute auf acht bis zwanzig und die Atemfrequenz von vierzig bis fünfzig Atemzügen auf drei bis vier. Der Igel wacht zwischendurch manchmal auf, bleibt dann aber meist in seinem schützenden Nest. Ende März wachen als erstes die Männchen, im April dann die Weibchen wieder auf, um sich hungrig auf Futtersuche zu begeben.