Über Uns

Der Bayerische Rundfunk und der Landesbund für Vogelschutz haben im Frühjahr 2015 ein großangelegtes, langfristiges „Citizen-Science-Projekt“ gestartet. Bürgerforscher sollen helfen, Daten zu erfassen, um herauszufinden, wie es dem Igel in Bayern geht. Aus den gesammelten Melde-Daten entwickelt der LBV in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen konkrete Schutzmaßnahmen.

Die Fragen nach Entwicklung und Zustand der Igelpopulationen werden wissenschaftlich begleitet. Wo lebt der Igel? In bebauten Gebieten oder doch eher in Feld und Wald? Aus wissenschaftlichen Studien wissen wir, dass der Verkehr, die Zerschneidung der Landschaft, die Strukturarmut des Lebensraums, aber auch die fehlende Durchgängigkeit der Gärten zu hohen Verlusten von Igeln innerhalb und außerhalb von Ortschaften führt. Die Forscher erwarten, dass Gärten, Grünflächen, Streuobstwiesen und Waldränder mit Hecken für Igel den günstigsten Lebensraum darstellen.

Mittels Bürgerbeteiligung soll ermittelt werden, wie gefährdet der Igel tatsächlich ist. Neben der Webseite und der App sollen Zählungen von Berufspendlern entlang regelmäßig gefahrener Strecken die Meldedaten ergänzen. Diese können wertvolle Hinweise zur Lebensraumnutzung der Igel liefern, da die Daten mit einer früheren Erhebung von J. Reichholf und J. Esser (Zoologische Staatssammlung München) aus den 1970er-Jahren verglichen werden.

Ein Student an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg hat durch Kombination der Ergebnisse aus den drei verschiedenen Datenquellen – Webseite, App, Berufspendler – zusammen mit verfügbaren Landnutzungsdaten ein Modell zur Habitateignung (Habitat=Lebensraum der Igel) erstellt.

Zwei Studierende der Fakultät für Wald und Forstwirtschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stellten für ihre Bachelor-Arbeiten an zwei verschiedenen Orten Bayerns Igeltunnel auf, um die Nutzung verschiedener Lebensräume durch Igel zu erforschen, wo Igel überwiegend zu finden sind.

Mit den Meldedaten lassen sich aber keine direkten Rückschlüsse auf die Anzahl von Igeln in Bayern ziehen. Denn die Zahl der Meldungen hängt stark von der regional unterschiedlichen Meldeaktivität der Teilnehmer ab und die Zahl der Straßenopfer hängt von der Verkehrsdichte ab. Analytische Modell müssen daher Daten aus den verschiedenen Quellen miteinander verknüpft, um indirekte Aussagen über Unterschiede in der Anzahl von Igeln in verschiedenen Landschaftsräumen zu treffen.

Fahren Sie regelmäßig mit dem Auto oder dem Fahrrad eine mindestens 10-km lange Strecke auf einer Bundes- oder Landstraße? Dann melden Sie sich bitte unter igel@lbv.de. Wir suchen Berufspendler, die bereit sind, uns überfahrene Igel nach einem standardisierten Schema über einen längeren Zeitraum von mehreren Monaten zu dokumentieren.

Audio:

LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer stellt das Igel-Projekt in Bayern plus vor und erklärt, wie wir die Tiere im heimischen Garten schützen können:

Video: Igel in Bayern – Zählen Sie mit!

Das passiert mit Ihren Igel-Daten

Haben Sie einen Igel gesehen? Oder möchten Sie uns ein Igel-Foto schicken? Auf der Flickr-Seite des LBV können Sie es hochladen (s.u.). LBV und BR veröffentlichen Ihre Meldungen und Fotos.

Sie haben einen Igel gesehen? Dann füllen Sie bitte unser Meldeformular aus und klicken auf „Absenden“. Ihre Beobachtung geht direkt an den Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Mitarbeiter werten Ihre Meldungen unter Wahrung der Datenschutzbestimmungen des LBV (s.u.) aus. Denn nur aufgrund Ihrer Daten können wir anschließend Aussagen darüber machen, wie es dem Igel in Bayern tatsächlich geht, wie hoch sein Bestand ist und wo er hauptsächlich lebt.

Bürgerforscher-Projekt

Das Bürgerforscher-Projekt zum Igel in Bayern wird wissenschaftlich begleitet von Prof. Volker Zahner von der Hochschule Weihenstephan-Triersdorf und Student*innen der Fakultät für Wald und Forstwirtschaft.

Außerdem werden die gesammelten Igel-Meldungen an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg von Prof. Thomas Gottschalk und seinem Team im Hinblick auf Nutzung von Lebensräumen und Gefährdung der Igel validiert. Ergebnisse dazu gibt es seit Projektstart im Jahr 2015.

Bei der ursprünglichen Form der Bürgerwissenschaft, im englischen Citizen Science, geht ein Laie seinen speziellen, eigenen Interessen nach. Das heißt, er investiert unter Umständen in sein Hobby mehr Zeit und Geld als in den Beruf. Ein Citizen Scientist kümmert sich um Themen aus seiner alltäglichen Umgebung und Lebenserfahrung – aus der lokalen und regionalen Forschung, der Stadtgeschichte und Heimatkunde. Viele Amateure erwerben sich so auf bestimmten Gebieten ein beachtliches, breites Wissen.

Das Wort Amateur heißt wörtlich, dass jemand einer Beschäftigung mit großer Leidenschaft nachgeht, er „liebt, was er tut“. Amateure suchen sich ihre Liebhaberei-Hobbys meist in ihrem direkten Lebensumfeld, sei es im Bereich der Ornithologie, der Pflanzenkunde, Mykologie oder Naturkunde. Jeder Laie kann zum Bürgerforscher werden und die Wissenschaft voranbringen, auch ohne formale Ausbildung.

Hobby-Ornithologen beobachten mit ihren Ferngläsern auf der Vogelinsel Langenwerder in der Wismarbucht Seevögel über der Ostsee. © Jens Büttner/picture-alliance/dpa

Hobby-Ornithologen beobachten mit ihren Ferngläsern Seevögel an der Ostsee. © Jens Büttner/dpa