Projekt: „Der urbane Igel“
Dr. Lisa Warnecke von der Universität Hamburg erforscht gerade das Winterschlafverhalten der Großstadtigel. Das Projekt „Der urbane Igel“ wird von der Deutschen Wildtierstiftung finanziert und stößt natürlich auch bei uns im Süden auf großes Interesse. Nun gibt es die ersten Ergebnisse:
„Igel sind flexibel, anpassungsfähig und haben sich mit dem städtischen Lebensraum arrangiert.“
Für die Untersuchung hat die Biologin und Ihr Team 14 Igel in typischen Stadtstrukturen besendert. Dabei wurden Tiere in Siedlungen mit ruhiger Verkehrslage und in Bereichen mit stark befahrenen Straßen beobachtet. Bei der Verfolgung konnte das wissenschaftliche Team herausfinden, dass sich die markierten „Forschungsigel“ tagsüber lieber in private Gärten zurückziehen, um dann nach Dämmerungseinbruch auf öffentlichen Grünanlagen und im Stadtpark auf die Pirsch zu gehen.
Mehr naturnahe Parkanlagen und Grünflächen
Die Gestaltung von Parkanlagen und öffentlichen Grünflächen ist heute viel bunter und naturnäher als noch vor 20 Jahren, zudem sind die Bereiche weitläufig und oft nicht eingefriedet. Im Gegensatz zu den privaten Stadtgärten, die für Igel oft nur schwer zugängig sind, kann er hier ungehindert von A nach B gelangen, um sich dann seine geliebten Käfer schmecken zu lassen.
Laut Warnecke durchwandern Stadtigel in einer Nacht ein Gebiet von durchschnittlich 7 Fußballfelder. Ihre Verwandten auf dem Land müssen zeitgleich schon 70 Fußballfelder durchqueren, um satt zu werden.
Warum sind die Igelreviere in der Stadt viel kleiner als auf dem Land?
Der perfekte Igel-Lebensraum bietet kleinräumige, reich strukturierte Landschaften mit Hecken, Gehölzen, artenreichen Wiesen und vielfältigen Böschungen sowie Waldränder mit Unterholz, Wildstauden und Kräutern. Sichere Wasserquellen dürfen ebenso nicht fehlen. Riesige landwirtschaftliche Flächen, die mit modernsten Geräten bearbeitet werden, lassen solche Lebensräume heute nur noch selten zu. Und abseits der Ackerlandschaft sind die privaten „Dorfgärten“ für den Igel in der Regel zugänglicher als Stadtgärten aber nicht unbedingt naturnäher. Der Igellebensraum auf dem Land ist viel größer strukturiert und so müssen die Tiere einfach weiter Laufen.
Findet der Igel in der Stadt den besseren Lebensraum, da die Tiere ja „näher“ zusammenrücken?
Großflächige Baumaßnahmen, Versiegelung, erhöhter Straßenverkehr und Gifteinsatz machen dem Igel in der Stadt zu schaffen. Doch genau hier entwickelt unser Stachelmann eine ganz neue Überlebensstrategie- und die heißt Müll! Das Nahrungsangebot ist dank Speisereste zwar ungesund aber praktisch unerschöpflich. Und was den Winterschlaf angeht: Auch Großstadtigel halten sich weiterhin an ihren Biorhythmus und versuchen die nahrungsarme Zeit mit einem echten Winterschlaf zu überleben, wenn es sein muss, auch direkt neben einer vierspurigen Hauptstraße, so das Ergebnis der wissenschaftlichen Studie von Lisa Warnecke.
Fazit:
Igel sind sehr anpassungsfähig und haben auch in stark besiedelten Gebieten eine Nische gefunden. Ob das nun eine Erfolgsgeschichte für den Igel ist, bleibt eher fraglich. Sicher ist jedoch, dass jeder Lebensraum egal ob Stadt oder Land einige Vorteile aber auch viele, viele Risiken bietet. Deshalb gibt es unser Projekt „Igel-in-Bayern“. Wir finden für Sie heraus, wo der Igel die meiste Unterstützung braucht und welche Hilfe am besten ankommt.